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der Boote heran, begrüßte die Fischer, die er kannte: „Guten Morgen, Andree, guten Morgen, Wardein, nun, hat es sich gelohnt?“ – „Bißchen was ist da,“ sagte Wardein und wischte sich den Wellenschaum aus dem grauen Bart. Knospelius beugte sich über den Bootsrand, um die Fische zu sehen, die auf dem Boden des Bootes lagen. Er streifte sich den Rockärmel auf und fuhr mit seinen langen Fingern mitten hinein zwischen die Dorsche mit ihren bleichen Silberleibern, die Butten, die aussahen wie bräunliche Bronzescheiben, an denen wunderlich verzerrte Gesichter sitzen und die Fülle der kleinen Bratlinge, die blank waren wie frischgeprägte Markstücke. Knospelius kniff ein Auge zu und lachte das Lachen eines ausgelassenen Schuljungen. „Betrieb, auch Betrieb“, sagte er.

Doralice sah ihm einen Augenblick zu, dann wandte sie sich mit einem kurzen „guten Morgen“ ab und ging schnell weiter. Jetzt hatte sie Eile, bei Hans Grill zu sein. Da kam er ihr schon entgegen in seinem weißen Leinenanzug, das Badetuch über des Schulter, das Gesicht rot und über und über lächelnd. „Wie er sich freut, mich zu sehen,“ dachte Doralice, und sie fühlte diese Freude wie etwas, das sie plötzlich erwärmte. Hans legte seinen Arm um ihre Taille, nahm sie an sich, wie

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/62&oldid=- (Version vom 1.8.2018)