Seite:Keyserling Wellen.pdf/76

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ist das einzige,“ behauptete Grill, „wir müssen es machen wie die Hühner, die sich Erdlöcher machen und sich kühlen.“

Doralice schloß die Augen und murmelte, fast zu faul um die Lippen zu bewegen: „Ganz still liegen, sich nicht bewegen, denn, spürst du das auch? in uns da zittert und flackert es immer so wie der Sonnenschein auf dem Wasser. Das macht müde.“

„Gut, gut, lieg nur still,“ sagte Hans väterlich und beruhigend. So schwiegen sie eine Weile, bis Hans seinen Pinsel fortwarf und sich auch auf den Sand ausstreckte.

„Es will und will nicht werden,“ sagte er ärgerlich. Doralice öffnete die Augen und schaute das Bild auf der Staffelei an und meinte: „Warum, es ist ja ganz gut, das ist durchsichtig, das ist grün.“

Hans fuhr auf erregt und eifrig: „Durchsichtig und grün. Ein Stück Glas ist auch durchsichtig, ein Stück Stoff kann grün sein. Nein, das ist noch kein Meer. Das Meer muß gezeichnet werden, siehst du, nur die Linie hat Bewegung und Leben. Ich kann dein blaues Kleid malen, nichts Leichteres als das, aber es so zu malen, daß jeder sieht, du steckst da drin unter dem Blauen, das ist die Kunst. Im Meer steckt eben auch unter dem

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/76&oldid=- (Version vom 1.8.2018)