Seite:Keyserling Wellen.pdf/93

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einen Blick auf das mondbeglänzte Meer, ließ ein jedes verständnisvoll auf sich wirken. Er wurde gefühlvoll: „Mondschein und Meer, Mondschein und Meer,“ sagte er und wiegte sachte seinen Kopf, „da kann man gefühlvoll werden, ja da muß man gefühlvoll werden. Das Meer macht immer Eindruck. Die Unendlichkeit ist eben die Unendlichkeit, nicht wahr?“ Alle schwiegen einen Augenblick und sahen das Meer an. Dann aber lenkte Frau von Buttlär das Gespräch auf ihr Gut zurück. Sie sprach so gern von ihrem Vieh, ihren Milchmädchen, ihren Hühnern und ihrer Butter. Ihre Gedanken kehrten immer wieder zu dieser fetten Wohlhabenheit zurück.

Unten am Tische wurde die Jugend unruhig. Nini und Wedig erklärten, auf die Düne gehen zu wollen, und sie taten geheimnisvoll. Sie hatten eine neue Beschäftigung gefunden. Jeden Abend machten sie, wie sie es nannten, Jagd auf die Gräfin. Es kam darauf an, Doralice zu begegnen. Auch das Brautpaar wollte zum Meere hinabgehen: „Ich muß Steine auf dem Meere springen lassen,“ sagte Hilmar, „erst wenn ich ihm ein Dutzend Steine ins Gesicht geworfen habe, kriege ich ein Verhältnis zu ihm.“

„Der hat keine Ruh, der muß immer etwas

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/93&oldid=- (Version vom 1.8.2018)