und nun berichtete sie mit bekümmerter Stimme die Geschichte von Doralice, der Sandbank und dem Kuß. „Was sagst du dazu, Buttlär,“ schloß sie, „ich habe die ganze Nacht nicht schlafen können.“
Der Baron wurde ernst und zog sinnend seinen Schnurrbart durch die Finger. „So, hm! Die Gräfin Köhne hier, eine süperbe Frau übrigens. Das war eine böse Geschichte. Der Graf hat einen Schlaganfall gehabt und seine Schwester, die Gräfin Benedikte, pflegt ihn. Sehr traurig! Nun, gesellschaftlich kommt diese Dame nicht mehr in Betracht, aber hat sie uns einen Dienst erwiesen, so kann ich ihr gelegentlich dafür danken.“
„Du?“ rief Frau von Buttlär, „warum? wozu?“
„Höflich kann man trotz allem gegen sie sein,“ wandte der Baron ein, aber seine Frau war sehr erregt: „Ich habe es gleich gewußt,“ sagte sie, „diese Person ist als schwere Prüfung für mich hergesandt.“
Unten am Strande ließ Hilmar unermüdlich Kieselsteine über das Wasser springen. Lolo stand dabei und schaute ihm mit ernsten, blanken Augen zu. Als er endlich müde war, nahm er Lolos Arm und sie schlenderten langsam das Meeresufer entlang.
„So,“ sagte Hilmar, „jetzt verstehe ich das
Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/96&oldid=- (Version vom 29.9.2021)