Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 II 001.jpg

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1.
Der Arme und der Reiche.


Vor alten Zeiten, als der liebe Gott selber auf Erden unter den Menschen wandelte, trug es sich zu, daß er eines Abends müd war und ihn die Nacht überfiel, eh’ er zu einer Herberge kommen konnte. Da standen aber auf dem Weg vor ihm zwei Häuser einander gegenüber, eins groß und schön, das andere klein und ärmlich anzusehen, und gehörte das eine einem reichen, das andere einem armen Manne. Unser Herr Gott dachte, dem Reichen werd’ ich nicht beschwerlich fallen und klopfte bei ihm an die Thüre. Da machte der Reiche sein Fenster auf und fragte, was er wollte? „Ein Nachtlager.“ Der Reiche guckte ihn an vom Haupt bis zu den Füßen und weil der liebe Gott schlichte Kleider trug und nicht aussah wie einer, der viel Geld in der Tasche hat, schüttelte er mit dem Kopf und sprach: „ich kann euch nicht aufnehmen, meine Kammern liegen voll Samen und sollte ich jedermann herbergen, der an meine Thüre klopfte, so müßt ich selber bald

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_001.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)