Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 II 060.jpg

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müßt’ es darauf stehen. Wie er nun die herunter gebracht hatte, suchten sie von neuem und endlich fanden sie das goldene Schloß von Stromberg, aber es war viele tausend Meilen weit weg. „Wie werd’ ich nun dahin kommen?“ sprach der Mann. „Ei, sagte der Riese, zwei Stunden hab’ ich Zeit, da will ich dich bis in die Nähe tragen, dann muß ich aber wieder nach Haus und das Kind säugen, das wir haben.“ Da trug der Riese den Mann bis etwa noch hundert Stunden vom Schloß und sagte: „jetzt muß ich zurück, den übrigen Weg kannst du wohl allein gehen.“ – „O ja, sagte der Mann, das kann ich wohl.“ Wie sie sich nun trennen wollten, sprach der Mann, „wir wollen uns erst recht satt essen;“ und darauf nahm der Riese Abschied und ging heim. Der Mann aber ging vorwärts Tag und Nacht, bis er endlich zu dem goldenen Schloß von Stromberg kam. Da stand es aber auf einem gläsernen Berge, und oben darauf sah er die verwünschte Prinzessin fahren; nun wollte er hinauf zu ihr, aber er glitschte immer wieder herunter. Da war er ganz betrübt und sprach zu sich selbst: „am besten ist, du baust dir hier eine Hütte, Essen und Trinken hast du ja.“ Also baute er sich eine Hütte und saß darin ein ganzes Jahr und sah die Prinzessin alle Tage oben fahren; konnte aber nicht hinauf zu ihr kommen.

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_060.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)