Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 II 134.jpg

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ohne daß er ihm seinen Lohn bezahlt hatte. Da fiel es ihm endlich bei, daß er doch nicht ganz umsonst arbeiten wollte, ging vor seinen Herrn und sprach: „ich habe euch unverdrossen und redlich gedient die lange Zeit, darum so vertraue ich zu euch, daß ihr mir nun geben wollet, was mir von Gottes Recht gebührt.“ Der Bauer aber war ein Filz und wußte, daß der Knecht ein einfältiges Gemüth hatte, nahm drei Pfennige und gab sie ihm, für jedes Jahr einen Pfennig, damit wäre er bezahlt. Und der Knecht meinte ein großes Gut in Händen zu haben, dachte: „was willst du dir’s länger sauer werden lassen, du kannst dich nun pflegen und in der Welt frei lustig machen.“ Steckte sein großes Geld in den Sack und wanderte fröhlich über Berg und Thal.

Wie er auf ein Feld kam singend und springend erschien ihm ein kleines Männlein, das fragte ihn seiner Lustigkeit wegen? „ei, was sollt’ ich trauren, gesund bin ich, und Geldes hab’ ich grausam viel, brauche nichts zu sorgen; was ich in drei Jahren bei meinem Herrn erdient, das hab’ ich gespart und ist all’ mein.“ Wie viel ist denn deines Guts? sprach das Männlein. Drei ganzer Pfennig, sagte der Knecht. „Schenk’ mir deine drei Pfennige, ich bin ein armer Mann.“ Der Knecht war aber gutmüthig, erbarmte sich und gab sie hin. Sprach der Mann: „weil du reines Herzens bist, sollen dir drei Wünsche erlaubt

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_134.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)