Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 II 277.jpg

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und sagte, man sollt’s in’s Wasser werfen, damit’s die Frische fräßen. Der König aber sprach: „nein, hat Gott ihn gegeben, soll er auch mein Sohn und Erbe seyn, nach meinem Tod auf dem königlichen Thron sitzen und die königliche Krone tragen.“ Also ward das Eselein aufgezogen, nahm zu und die Ohren wuchsen ihm auch fein hoch und gerad hinauf. Es war aber sonst fröhlicher Art, sprang herum, spielte und hatte besonders seine Lust an der Musik, so daß es zu einem berühmten Spielmann ging und sprach: „lehr’ mich deine Kunst, daß ich so gut die Laute schlagen kann, wie du.“ „Ach, liebes Herrlein, antwortete der Spielmann, das sollt’ euch schwer fallen, eure Finger sind nicht allerdings dazu gemacht, und gar zu groß; ich sorg’, die Saiten haltens nicht aus.“ Es half aber keine Ausrede, das Eselein wollt’ und mußt’ die Laute schlagen, war beharrlich und fleißig, und lernte es am Ende so gut, als sein Meister selber. Einmal ging es nachdenksam spatziren und kam an einen Brunnen, da schaute es hinein und sah im spiegelhellen Wasser seine Eseleins-Gestalt, darüber ward es so betrübt, daß es in die Welt hineinging und nur einen treuen Gesellen mitnahm. Sie zogen auf und ab, zuletzt kamen sie in ein Reich, wo ein alter König herrschte, der nur eine einzige aber wunderschöne Tochter hatte. Das Eselein sagte: „hier wollen wir weilen,“ klopfte an’s Thor und

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_277.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)