Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 II 330.jpg

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35.
Die himmlische Hochzeit.


(Aus dem Mecklenburg.) Gränzt an die Legende und ist doch auch ganz kindermärchenhaft. Der unschuldige Glauben an die Worte Gottes, führt selbst beim Mißverständniß doch zur Seligkeit. Uebrigens merkwürdige Einstimmung mit einem indischen Mythus von einem Götterbild, welches das verzehrt, was ihm auch ein unschuldiger Knabe vorsetzt. (Polier II. 302. 303.)


36.
Die lange Nase.


(Aus Zwehrn.) Die Sage vom Fortunat, die sich auch als eine deutsche ausweist, denn nach dem Volksbuch ist diese Erzählung offenbar nicht gemacht, sondern hier viel alterthümlicher und einfacher. (Vgl. I. Nr. 36. 37.) Der Wünschmantel und das Horn kommen da gar nicht vor, sondern ein Hut und ein Seckel; die Gesta Romanor, haben alles noch viel einfacher: im Fortunat wachsen statt der Nasen Hörner, in den Gestis Romanor, entsteht der Aussatz (eben so kommen in Helwig jüdisch. Geschichten Nr. 38. zwei Aepfelbäume vor, wo die Frucht des einen aussätzig macht, die des andern heilt). Da die Alten schon, wie wir, mancherlei Sprüchwörter von der langen Nase hatten, so mag ihnen auch eine ähnliche Fabel bekannt gewesen seyn z.B. bei Martial: uasos, noluerit ferre rogatus Atlas – Der D. Faust kann sich auf eine wirkliche Person gründen, um die sich viel ältere Sagen gesammelt haben; sein Name ist mythisch und weil er den Wünschmantel besitzt, heißt er der Begabte, das Glückskind, Wünschkind faustus wie fortunatus.

Das gedruckte Buch wurde zuerst im 13. Jahrh. vermuthlich aus Volkssagen in spanisch niedergeschrieben, wie schon die Eigennamen darin: Andalofia, Marsepia, Ampedo, beweisen.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite XXXII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_330.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)