Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 021.jpg

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leih mir deins dazu, ich bring dirs Morgen wieder.“ Und die Blindschleiche that es aus Gefälligkeit.

Aber den andern Tag, wie die Nachtigall nach Haus gekommen war, gefiel es ihr so wohl, daß sie zwei Augen im Kopf trug und zu beiden Seiten sehen konnte, daß sie der armen Blindschleiche ihr geliehenes Aug’ nicht wiedergeben wollte. Da schwur die Blindschleiche, sie wollte sich an ihr, an ihren Kindern und Kindeskindern rächen. „Geh nur, sagte die Nachtigall, und such einmal:

ich bau mein Nest auf jene Linden,
so hoch, so hoch, so hoch, so hoch,
da magst dus nimmermehr finden!“

Seit der Zeit haben alle Nachtigallen zwei Augen und alle Blindschleichen keine Augen. Aber wo die Nachtigall hinbaut, da wohnt unten auch im Busch eine Blindschleiche, und sie trachtet immer hinaufzukriechen, Löcher in die Eier ihrer Feindin zu bohren oder sie auszusaufen.


7.


Von dem gestohlenen Heller.


Es saß ein Vater mit seiner Frau und seinen Kindern, und einem guten Freund, der ihn besuchte, Mittags am Tisch. Wie sie so

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_021.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)