Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 026.jpg

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die weiße, sondern die rothe Blutfahne, die ihnen den Untergang drohte. Wie die Buben sie erblickten, wurden sie alle zornig und riefen: „sollen wir eines Mädchens willen das Leben verlieren!“ da schwuren sie zusammen, mitten in dem Wald zu bleiben, und aufzupassen, wenn sich ein Mädchen sehen ließ, wollten sie es ohne Gnade tödten.

Darauf suchten sie eine Höhle, wo der Wald am dunkelsten war, wo sie wohnten. Alle Morgen zogen elf hinaus auf die Jagd, einer mußte aber zu Haus bleiben, kochen, und den Haushalt führen. Jedes Mädchen aber, das den eilfen begegnete, war ohne Barmherzigkeit verloren; das dauerte viele Jahre.

Das Schwesterchen zu Haus aber ward groß und blieb das einzige Kind. Einmal hatte es große Wäsche, darunter waren auch zwölf Mannshemden. „Für wen sind denn diese Hemder, fragte die Prinzessin, meinem Vater sind sie doch viel zu klein,“ da erzählte ihr die Wäscherin, daß sie zwölf Brüder gehabt hätte, die wären heimlich fortgegangen, kein Mensch wisse wohin, weil sie der König habe wollen tödten lassen, und diesen zwölf Brüdern gehörten diese zwölf Hemder. Das Schwesterchen verwunderte sich, daß ihm niemals von seinen zwölf Brüdern etwas zu Ohren gekommen und wie es Nachmittags auf der Wiese saß und die

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_026.jpg&oldid=- (Version vom 22.1.2024)