Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 084.jpg

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auch bat, er sollt’ sie des Mannes abhelfen, dann sie wohl merke, daß er ein Schneider wäre. Solche Red dem König sein Herz durchschnitten, daß er seine einzige Tochter einem Schneider gegeben hätte: doch tröstete er sie aufs beste und sagte, sie sollt die zukünftig Nacht die Kammer öffnen, so wollt’ er etliche Diener vor die Kammer stellen, und wann er mehr also sagt, müßten sie hineingehen: solches der Frauen Gefallen war. Nun hätt der König am Hof einen Waffenträger, der dem Schneider hold war und des Königs Red zu der Frauen gehört hatte, sich schnell zum jungen König fügte, und ihm das schwere Urtheil, so über ihn gegangen, eröffnete mit Bitten, er wolle sich so best er mögt, verwahren. Der Schneider sagt ihm seines Warnens großen Dank: er wüßte dieser Sachen wohl zu thun. Wie nun die Nacht kommen war, der Schneider sich mit der jungen Königin legte nicht anders thäte, als ob er schlief, die Frau aber stund heimlich auf, öffnete die Kammer und legte sich wieder zu Bett. Der Schneider, der solches alles gehört, fing an zu reden, gleich als im Schlaf mit heller Stimm, daß die vor der Kammer wohl hören mögten: „Knecht, mach mir die Hosen, bletz mir das Wammes, oder ich will dir das Ehlmaß über die Ohren schlagen, ich hab sieben auf einen Streich zu todt geschlagen, ich hab ein Einhorn sammt einer wilden Sau gefangen, sollt’

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_084.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)