Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 121.jpg

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mit einander nach Haus, da machten die beiden ältesten einen Anschlag auf des andern Leben, ließen ihn voran gehen, und als sie vor die Stadt an die Brücke kamen, fielen sie über ihn her, schlugen ihn todt und begruben ihn tief unter der Brücke. Dann nahm der älteste das Schwein, trugs zu dem König, gab vor er habe es getödtet und erhielt die Prinzessin zur Gemahlin.

Das dauerte viele Jahre, doch sollt es nicht verborgen bleiben. Da ging einmal ein Hirt über die Brücke und sah unten im Sand ein Knöchlein liegen, und weil es so rein und schneeweiß war, wollt er sich ein Mundstück daraus machen, ging hinab und hob es auf. Darnach machte er sichs zum Mundstück für sein Horn, und wie er ansetzen und blasen wollte, da fing das Knöchlein an, von selbst zu singen:

„Ach! du liebes Hirtelein,
du bläßt auf meinem Knöchelein:
meine Brüder mich erschlugen
unter die Brücke begruben,
um das wilde Schwein
für des Königs Töchterlein.“

Da nahm der Hirt das Horn und trug es vor den König, da sang es wieder dieselben Worte. Als der König das hörte, ließ er unter der Brücke graben, da ward bald das Gerippe herausgegraben.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_121.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)