Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 136.jpg

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folgte ihm im Reich nach, und lebte in soweit glücklich mit seiner Gemahlin.

Nun mußte aber einmal der König in den Krieg ziehen und während seiner Abwesenheit gebar sie ein schönes Kind, und sandte einen Boten mit einem Brief ab, worin sie ihrem Gemahl die frohe Nachricht meldete. Der Bote ruhte unterwegs an einem Bache und schlief ein, da kam der Teufel, der ihr immer zu schaden trachtete, und vertauschte den Brief mit einem andern, worin stand, daß die Königin einen Wechselbalg zur Welt gebracht hätte. Der König, als er den Brief las, betrübte sich sehr, doch schrieb er zur Antwort: man solle die Königin und das Kind wohl halten, bis zu seiner Rückkunft. Der Bote ging mit dem Brief zurück und als er am nämlichen Platz ruhte und eingeschlafen war, nahte sich der böse Teufel wieder, und schob einen andern Brief unter, worin der König befahl, Königin und Kind aus dem Land zu jagen. Dies mußte nun so geschehen, so sehr auch alle Leute vor Traurigkeit weinten: „ich bin nicht hierhergekommen, um Königin zu werden, ich habe kein Glück und verlange auch keins, bindet mir mein Kind und die Hände auf den Rücken, so will ich in die Welt ziehen.“ Abends kam sie in einen dicken Wald zu einem Brunnen, wobei ein guter alter Mann saß. „Seyd doch so barmherzig, sprach

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_136.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)