Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 185.jpg

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der Jugend und Schönheit der Braut Mitleid hatte, sagte sie, eh jemand darauf merkte: „geschwind hinunter in den Keller, hinter das große Faß, da versteckt euch! Kaum war die Prinzessin dahinter gewischt, so kommen auch die Raubgesellen in den Keller gegangen und führten eine alte Frau mit sich gefangen, die Prinzessin sah wohl, daß es ihre Großmutter war, denn aus ihrer Ecke heraus konnte sie alles mit anschauen, was da vorging, ohne daß sie von einem Auge bemerkt wurde. Die Spitzbuben nahmen die alte Großmutter, ermordeten sie und zogen ihr alle Ringe von den Fingern, eine nach dem andern ab, nur aber der Ring vom Goldfinger, der wollte nicht herunter, da griff einer ein Beil und hieb den Finger ab, der Finger aber sprang hinters Faß und fiel gerade in den Schooß der Prinzessin. Nachdem die Spitzbuben lange vergebens um den Finger herum gesucht haben, fing endlich einer an: habt ihr wohl schon hinterm großen Faß gesucht? – Laßt lieber das Suchen bei Lichte seyn, sagte ein anderer, morgen früh wollen wir suchen, da werden wir den Ring bald haben.“

Hierauf legten sich die Spitzbuben in demselben Keller zum Schlaf nieder, und wie sie schliefen und schnarchten, ging die Braut hinterm Faß hervor, da lagen sie alle reihenweise,

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_185.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)