Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 194.jpg

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das Kind getauft, stell dich nur zu rechter Zeit ein.“

Am andern Morgen kam der Tod und hielt das Kind über die Taufe. Nachdem es groß geworden war, kam er einmal wieder, und nahm seinen Pathen mit in den Wald; da sprach er zu ihm: „jetzt sollst du ein Doctor werden; du brauchst nur Acht zu geben, wenn du zu einem Kranken gerufen wirst und du siehst mich zu seinem Haupte stehen, so hats nichts zu sagen, laß ihn dann an dieser Flasche riechen, und salb ihm die Füße damit, so wird er bald wieder gesund seyn; steh ich aber zu den Füßen, dann ists aus, dann will ich ihn haben, und untersteh dich nicht eine Cur anzufangen.“ Damit gab der Tod ihm die Flasche, und er ward ein berühmter Doctor; er brauchte nur den Kranken zu sehen, so sagt’ er schon voraus ob er wieder gesund werde oder sterben müsse. Einmal ward er zum König gerufen, der an einer schweren Krankheit darnieder lag; wie der Doctor eintrat, sah er den Tod zu den Füßen des Königs stehen, und da konnte seine Flasche nichts mehr helfen. Doch fiel ihm ein, er wollte den Tod betrügen, packte also den König an, und legte ihn verkehrt, so daß der Tod an seinem Haupte zu stehen kam; es glückte und der König wurde gesund. Wie der Doctor aber wieder zu Haus war, kam der Tod zu ihm, machte

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_194.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)