Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 287.jpg

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der Kammer hinging: „wer wird es sehen, daß ich sie öffne, sagte sie zu sich selbst, ich will auch nur einen Blick hineinthun.“ Da schloß sie auf, und wie die Thüre aufging, schwomm ihr ein Strom Blut entgegen, und an den Wänden herum sah sie todte Weiber hängen, und von einigen waren nur die Gerippe noch übrig. Sie erschrack so heftig, daß sie die Thüre gleich wieder zuschlug, aber der Schlüssel sprang dabei heraus und fiel in das Blut. Geschwind hob sie ihn auf, und wollte das Blut abwischen, aber es war umsonst, wenn sie es auf der einen Seite abgewischt, kam es auf der andern wieder zum Vorschein; sie setzte sich den ganzen Tag hin und rieb daran, und versuchte alles Mögliche, aber es half nichts, die Blutflecken waren nicht herabzubringen; endlich am Abend legte sie ihn ins Heu, das sollte in der Nacht das Blut ausziehen. Am andern Tag kam der Blaubart zurück, und das erste war, daß er die Schlüssel von ihr forderte; ihr Herz schlug, sie brachte die andern und hoffte, er werde es nicht bemerken, daß der goldene fehlte. Er aber zählte sie alle, und wie er fertig war, sagte er: „wo ist der zu der heimlichen Kammer?“ dabei sah er ihr in das Gesicht. Sie ward blutroth und antwortete: „er liegt oben, ich habe ihn verlegt, morgen will ich ihn suchen.“ – „Geh lieber gleich, liebe Frau, ich werde ihn

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_287.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)