Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 374.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


riech ich“ und wollte wieder unter das Bett. Da gab sie ihm einen Fußtritt in den Leib, daß er einen Burzelbaum machte, auf sein Lager ging, die Tatze ins Maul nahm und einschlief.

Alle sieben Tage war der Bär in seiner natürlichen Gestalt und ein schöner Prinz, und seine Höhle ein prächtiges Schloß und die Thiere im Wald, waren seine Diener. An einem solchen Tage hatte er die Prinzessin abgeholt; schöne junge Frauen kamen ihr vor dem Schloß entgegen, es war ein herrliches Fest und sie schlief in Freuden ein, aber als sie erwachte, lag sie in einer dunkeln Bärenhöle und ihr Gemahl war ein Bär geworden und brummte zu ihren Füßen, nur das Bett und alles was sie angerührt hatte, blieb in seinem natürlichen Zustand unverwandelt. So lebte sie sechs Tage in Leid aber am siebenten ward sie getröstet, und da sie nicht alt ward und nur der eine Tag ihr zugerechnet wurde, so war sie zufrieden mit ihrem Leben. Sie hatte ihrem Gemahl zwei Prinzen geboren, die waren auch sechs Tage lang Bären und am siebenten in menschlicher Gestalt. Sie steckte sich jedesmal ihr Bettstroh voll von den köstlichsten Speisen Kuchen und Früchten, davon lebte sie die ganze Woche, und der Bär war ihr auch gehorsam und that, was sie wollte.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 374. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_374.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)