Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 375.jpg

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Als Reinald erwachte, lag er in einem seidenen Bett, Diener kamen ihm aufzuwarten und ihm die reichsten Kleider anzuthun, denn es war gerade der siebente Tag eingefallen. Seine Schwester mit zwei schönen Prinzen und sein Schwager Bär traten ein, und freuten sich seiner Ankunft. Da war alles in Pracht und Herrlichkeit und der ganze Tag voll Lust und Freude; am Abend aber sagte die Prinzessin: „lieber Bruder, nun mach daß du fort kommst, mit Tages Anbruch nimmt mein Gemahl wieder Bärengestalt an, und findet er dich morgen noch hier, kann er seiner Natur nicht widerstehen und frißt dich auf.“ Da kam der Prinz Bär und gab ihm drei Bärenhaare, und sagte; „wenn du in Noth bist so reib daran, und ich will dir zu Hülfe kommen.“ Darauf küßten sie sich und nahmen Abschied, und Reinald stieg in einen Wagen mit sechs Rappen bespannt und fuhr fort. So gings über Stock und Stein, Berg auf, Berg ab, durch Wüsten und Wälder, Horst und Hecke, ohne Ruh und Rast, bis gegen Morgen, als der Himmel anfing grau zu werden, da lag Reinald auf einmal auf der Erde und Roß und Wagen war verschwunden, und beim Morgenroth erblickte er sechs Ameisen, die galloppirten dahin und zogen eine Nußschale.

Reinald sah daß er noch in dem Zauberwald war, und wollte seine zweite Schwester

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 375. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_375.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)