Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 376.jpg

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suchen. Wieder drei Tage irrte er umsonst in der Einsamkeit, am vierten aber hörte er einen großen Adler daher rauschen, der sich auf ein Nest niederließ. Reinald stellte sich ins Gebüsch und wartete bis er wieder wegflog, nach sieben Stunden hob er sich auch wieder in die Höhe. Da kam Reinald hervor, trat vor den Baum und rief: „liebste Schwester bist du droben, so laß mich deine Stimme hören, ich bin Reinald dein Bruder, und bin gekommen dich zu besuchen!“ Da hörte er es herunter rufen, „bist du Reinald mein liebster Bruder, den ich noch nicht gesehen habe, so komm herauf zu mir.“ Reinald wollte hinauf klettern aber der Stamm war zu dick und glatt, dreimal versuchte ers, aber umsonst, da fiel eine seidene Strickleiter hinab, auf der stieg er bald zu dem Adlernest, das war stark und fest, wie eine Altane auf einer Linde. Seine Schwester saß unter einem Thronhimmel von rosenfarbener Seide und auf ihrem Schooß lag ein Adlerei, das hielt sie warm und wollt es ausbrüten. Sie küßten sich und freuten sich, aber nach einer Weile sprach die Prinzessin: „nun eil, liebster Bruder, daß du fort kommst, sieht dich der Adler, mein Gemahl, so hackt er dir die Augen aus und frißt dir das Herz ab, wie er dreien deiner Diener gethan, die dich im Walde suchten.“ Reinald sagte, „nein ich bleibe hier,

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 376. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_376.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)