Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 393.jpg

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ganz wüthend und hackt das Hühnchen todt. Darnach aber empfindet es Reue und nun wird das Hühnchen begraben wie in No. 80.


Zum Marienkind. No. 3.


Aehnlichkeit damit hat die Legende von der heil. Ottilie, zumal, wie sie Naubert in ihren Volksmährchen Th. 1. erzählt. Die gründliche Idee von vielen erlaubten und der einen verbotenen Thüre kehrt vielmal und unter verschiedener Einleitung, wie bei der Todtenbraut und dem Blaubart (No. 46 u. 62.) wieder. Eine andere Erzählung ist folgende: der arme Mann, da er seine Kinder nicht ernähren kann, geht in den Wald und will sich erhenken, da kommt eine schwarze Kutsche mit vier schwarzen Pferden und eine schöne schwarzgekleidete Jungfrau steigt aus und sagt ihm, er werde in einem Busch vor seinem Haus einen Sack mit Geld finden, dafür solle er ihr geben, was im Hause verborgen sey. Der Mann willigt ein, findet das Geld, das verborgene aber ist das Kind im Mutterleib; und wie das geboren ist, kommt die Jungfrau und will es abholen, doch, weil die Mutter so viel bittet, läßt sie es noch bis zum zwölften Jahr. Da aber führt sie es fort zu einem schwarzen Schloß, alles ist prächtig darin, es darf an alle Orte hin, nur nicht in eine Kammer. Vier Jahre gehorcht das Mädchen, da kann es der Qual der Neugierde nicht länger widerstehen und guckt durch einen Ritz hinein. Es sieht vier schwarze Jungfrauen, die, in Bücherlesen vertieft, in dem Augenblick zu erschrecken scheinen, seine Pflegemutter aber kommt heraus und sagt: „ich muß dich verstoßen, was willst du am liebsten verlieren?“ – „Die Sprache,“ antwortete das Mädchen. Da schlägt sie ihm auf den Mund, daß das Blut hervor quillt, und treibt es fort. Es muß unter einem Baum übernachten, da findet es am Morgen der Königssohn, führt es mit sich fort und vermählt sich, gegen seiner Mutter Willen, mit der stummen Schönheit. Als das erste Kind zur Welt kommt, nimmt es die

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite V. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_393.jpg&oldid=- (Version vom 22.1.2024)