Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 409.jpg

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giebt folgende Fragmente: „die Spinnmädchen erzählen von einem jungen Schneidersgesellen, der auf der Wanderschaft immer weiter und weiter ging, und nach mancherlei Abenteuern mit Greifen, verwünschten Prinzessinnen, zaubernden Zwergen und grimmigen bergeschaufelnden Riesen zuletzt das Ende der Welt erreichte. Er fand sie nicht, wie die gewöhnliche Meinung ist, mit Brettern vernagelt, durch deren Fugen man die heil. Engel mit Wetterbrauen, Blitzschmieden, Verarbeitung des alten Sonnenscheins zu neuem Mondlichte und des verbrauchten Mond- und Sternenscheins zu Nordlichtern, Regenbogen und hellen Dämmerungen der Sommernächte beschäftigt sieht. Nein, das blaue Himmelsgewölbe senkte sich auf die Fläche des Erdbodens wie ein Backofen. Der Mond wollte eben am Rande der hohlen Decke aufgehn, und der Schneider ließ sich gelüsten, ihn mit dem Zeigefinger zu berühren. Aber es zischte, und Haut und Fleisch war bis an den Nagel hinweggesengt.“ – Ein Theil der Fabel erinnert auch an das Altdän. Lied von Verner Ravn, der von der Stiefmutter verflucht war, und dem die Schwester ihr kleines Kind giebt, durch dessen Auge- und Herzblut er seine menschliche Gestalt wieder erlangte.


Hieran schließen wir noch eine märchenhafte Erzählung vom Mond an, die in Menanders Fragmenten oder in Plutarchs kleinen Abhandlungen erhalten ist, wozu man gleichfalls eine äsepische Fabel (edid. Furia 396.) vergleiche. – Der Mond sprach einmal zu seiner Mutter: „die Nächte sind so kalt, ich friere, mach mir doch ein warmes Kleid!“ Sie nahm das Maaß, und er lief fort, wie er aber wieder kam, war er so groß geworden, daß das Röcklein nirgends passen wollte. Da fing die Mutter an, und trennte die Nähte und ließ aus, allein die Zeit währte dem Mond zu lange, und er ging wieder fort seines Weges. Emsig nähte die Mutter am Kleid, und saß manche Nacht auf beim Sternenschein. Der Mond kam zurück, und hatte viel gelaufen, und hatte

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite XXI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_409.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)