Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 423.jpg

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und dich heirathen, aber du mußt mir dein erstes Kind versprechen etc. Auch wird das Männchen anders entdeckt. Eine Magd der Königin geht Nachts hinaus in den Wald, da sieht sie es auf einem Kochlöffel um ein groß Feuer herum reiten etc. Zuletzt fliegt auch das Männchen auf dem Kochlöffel zum Fenster hinaus. In vielen deutschen Märchen kommen Müller und Müllerstöchter vor (s. No. 31.), das gegenwärtige erinnert aber ganz sonderlich an die nordischen Fenia und Menia, die alles, was man haben wollte, mahlen konnten, und die der König Frode Frieden und Gold mahlen ließ. – Das Abfodern der Kinder greift in sehr viele Mythen ein.

Das Spinnen des Golds kann auch auf eine andere Art verstanden werden, nämlich durch die harte schwere, kummervolle Arbeit den Golddrath zu verfertigen, welche armen Jungfrauen überlassen blieb. So heißt es in einem altdän. Lied:

nu er min sorg saa mangefold,
som Jomfruer, de spinde guld.[1]


Zu dem Liebsten Roland. No. 56.


Nach einer andern Erzählung, stecken die zwei bei ihrer Flucht eine Bohne in einen Kuchen, der eben auf dem Heerd liegt und backen soll, als die Stiefmutter aufwacht und ihre Tochter ruft, antwortet die Bohne für diese auf jede Frage, und sagt sie sey in der Küche und koche; so lange aber nur, als der Kuchen noch backt, als er gar ist, schweigt sie still, da ist ihre Kraft vorbei, und über das Stillschweigen wird die Mutter aufmerksam, und findet dann ihre todte Tochter. In den Zaubereien bei der Flucht vor der Stiefmutter kommt dies Märchen mit dem vom Fundevogel und Okerlo zusammen; die letzte Verwandlung, wo die Stiefmutter durch Tanzen in einer Dornhecke umkommt, erinnert an das bekannte Fabliau, welches Ayrer[2] auch dramatisch behandelt hat, wo sich ein Verurtheilter auf diese Art vom Tod rettet.


Zum goldnen Vogel. No. 57.


No. 64, I. von der weißen Taube hat denselben Eingang, doch wird es auch sehr häufig und wie es scheint, wo nicht besser, doch älter mit folgendem erzählt: ein König war krank, oder nach andern blind geworden, und nichts in der Welt vermochte

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Ergänzt nach den Anmerkungen S. 388
  2. Vorlage: Hans Sachs
Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite XXXV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_423.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)