Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1837 V1 055.jpg

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und wieder aus der Spalte gezogen hatte. Voll Zorn und Wuth eilte er hinter dem Spielmann her, und wollte ihn zerreißen. Als ihn der Fuchs laufen sah, fieng er an zu jammern, und schrie aus Leibeskräften „Bruder Wolf, komm mir zu Hilfe, der Spielmann hat mich betrogen.“ Der Wolf zog die Bäumchen herab, und biß die Schnüre entzwei, und machte den Fuchs frei, der mit ihm gieng und an dem Spielmann Rache nehmen wollte. Sie fanden das gebundene Häschen, das sie ebenfalls erlösten, und dann suchten alle zusammen ihren Feind auf.

Der Spielmann hatte auf seinem Weg abermals seine Fidel erklingen lassen, und diesmal war er glücklicher gewesen. Die Töne drangen zu den Ohren eines armen Holzhauers, der alsbald, er mochte wollen oder nicht, von der Arbeit abließ, und mit dem Beil unter dem Arme heran kam die Musik zu hören. „Endlich kommt doch der rechte Geselle,“ sagte der Spielmann, „denn einen Menschen suchte ich, und keine wilden Thiere.“ Und fieng an und spielte so schön und lieblich, daß der arme Mann wie bezaubert da stand, und ihm das Herz vor Freude aufgieng. Und wie er so stand, kamen der Wolf, der Fuchs und das Häslein heran, und er merkte wohl daß sie etwas Böses im Schilde führten. Da erhob er seine blinkende Axt, und stellte sich vor den Spielmann als wollte er sagen „wer ihm etwas thun will, der hat es mit mir zu thun.“ Da ward den Thieren Angst, und sie liefen in den Wald zurück, der Spielmann aber spielte dem Manne noch eins zum Dank, und zog dann weiter.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1837). Göttingen: Dieterich, 1837, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1837_V1_055.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)