Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1837 V1 096.jpg

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und Hänsel und Grethel hörten wie Abends die Mutter zum Vater sagte „einmal haben die Kinder den Weg zurückgefunden, und da habe ichs gut seyn lassen: aber jetzt ist wieder nichts als nur noch ein halber Laib Brot im Haus, du mußt sie morgen tiefer in den Wald führen, daß sie den Weg nicht zurück finden, es ist sonst keine Hülfe mehr für uns.“ Dem Mann fiels schwer aufs Herz, und er dachte „es wäre doch besser wenn du den letzten Bissen mit deinen Kindern theiltest;“ weil er aber einmal eingewilligt hatte, so durfte er nicht nein sagen. Als die Kinder das Gespräch gehört hatten, stand Hänsel auf, und wollte wieder Kieselsteine auflesen, wie er aber an die Thüre kam, da hatte sie die Mutter zugeschlossen Doch tröstete er die Grethel, und sprach „schlaf nur, Grethel, der liebe Gott wird uns schon helfen.“

Morgens früh erhielten sie ihr Stücklein Brot, noch kleiner als das vorigemal. Auf dem Wege bröckelte es Hänsel in der Tasche, stand oft still, und warf ein Bröcklein an die Erde. „Was bleibst du immer stehen, Hänsel, und guckst dich um?“ sagte der Vater, „geh deiner Wege.“ „Ich sehe nach meinem Täubchen, das sitzt auf dem Dach, und will mir Ade sagen.“ „Du Narr,“ sagte die Mutter, das ist dein Täubchen nicht, das ist die Morgensonne, die auf den Schornstein oben scheint.“ Hänsel aber zerbröckelte all sein Brot, und warf die Bröcklein auf den Weg.

Die Mutter führte sie noch tiefer in den Wald hinein, wo sie ihr Lebtag nicht gewesen waren, da sollten sie wieder bei

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1837). Göttingen: Dieterich, 1837, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1837_V1_096.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)