Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1837 V1 246.jpg

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40.


Der Räuberbräutigam.


Es war einmal ein Müller, der hatte eine schöne Tochter, und als sie herangewachsen war, so wünschte er sie wäre versorgt und gut verheirathet, und dachte „kommt ein ordentlicher Freier, und hält um sie an, so will ich sie ihm geben.“ Nicht lange so kam ein Freier, der schien sehr reich zu seyn, und da der Müller nichts an ihm auszusetzen wußte, so versprach er ihm seine Tochter. Das Mädchen aber hatte ihn nicht so recht lieb wie eine Braut ihren Bräutigam lieb haben soll, hatte kein Vertrauen zu ihm, und so oft es ihn ansah, oder an ihn dachte, fühlte es ein Grauen in seinem Herzen. Einmal sprach er zu ihr „du bist meine Braut, und besuchst mich nicht einmal.“ Das Mädchen antwortete „ich weiß nicht wo euer Haus ist.“ Da sprach der Bräutigam „mein Haus ist draußen im dunkeln Wald.“ Es suchte Ausreden, und meinte es könnte den Weg dahin nicht finden. Der Bräutigam sagte „künftigen Sonntag mußt du hinaus zu mir kommen, ich habe die Gäste schon eingeladen, und damit du den Weg durch den Wald findest, so will ich dir Asche streuen.“ Als der Sonntag kam, und das Mädchen sich auf den Weg machen sollte, ward ihm so angst, es wußte selbst

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1837). Göttingen: Dieterich, 1837, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1837_V1_246.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)