Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1837 V1 264.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
45.


Des Schneiders Daumerling Wanderschaft.


Ein Schneider hatte einen Sohn, der war klein gerathen und nicht größer als ein Daumen, darum hieß er der Daumerling. Er hatte aber Courage im Leibe, und sagte zu seinem Vater „Vater, ich soll und muß in die Welt hinaus.“ „Recht, mein Sohn,“ sprach der Alte, nahm eine Stopfnadel, und machte am Licht einen Knoten von Siegellack daran, „da hast du auch einen Degen mit auf den Weg.“ Nun wollt das Schneiderlein noch einmal mitessen, gieng in die Küche um zu sehen was die Frau Mutter zu guter Letzt gekocht hätte. Es war aber eben angerichtet, und die Schüssel stand auf dem Herd. Da sprach es „nun, was giebts heute zu essen?“ „Sieh selbst zu“ sagte die Mutter. Da sprang Daumerling auf den Herd, und guckte in die Schüssel: weil er aber den Hals zu weit hineinstreckte, faßte ihn der Dampf von der Speise, trieb ihn zum Schornstein hinaus, und führte ihn eine Weile in der Luft herum bis er endlich wieder auf die Erde herabsank. So kam das Schneiderlein in die Welt hinein, zog umher, und gieng bei einem Meister in die Arbeit; da war ihm aber das Essen nicht gut genug. „Frau Meisterin, wenn sie uns kein besser

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1837). Göttingen: Dieterich, 1837, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1837_V1_264.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)