Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1837 V1 390.jpg

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„sieht er, Herr Wirth, die Königstochter habe ich geheirathet, und sein Haus und Hof sind mein.“ Sprach der Wirth „ja, das wäre nach den Rechten.“ Der junge König aber sagte „es soll nach Gnaden gehen, Haus und Hof soll er behalten, und die tausend Goldstücke schenke ich ihm noch dazu.“

Nun waren der junge König und die junge Königin guter Dinge, und lebten vergnügt zusammen. Er zog oft hinaus auf die Jagd, weil das seine Freude war, und die Thiere mußten ihn begleiten. Es lag aber in der Nähe ein Wald, von dem hieß es, er wäre nicht geheuer, und wär einer erst darin, so käm er nicht leicht wieder heraus. Der junge König hatte aber große Lust darin zu jagen, und ließ dem alten König keine Ruhe bis er es ihm erlaubte. Nun ritt er mit einer großen Begleitung aus, und als er zu dem Wald kam, sah er eine schneeweiße Hirschkuh darin, und sprach zu seinen Leuten „haltet hier bis ich zurück komme, ich will das schöne Wild jagen,“ und ritt ihm nach in den Wald hinein, und nur seine Thiere folgten ihm. Die Leute hielten und warteten bis Abend, aber er kam nicht wieder, da ritten sie heim und erzählten der jungen Königin „der junge König ist im Zauberwald einer weißen Hirschkuh nachgejagt, und ist nicht wieder gekommen.“ Da war sie in großer Besorgnis um ihn. Er war aber dem schönen Wild immer nachgeritten, und konnte es niemals einholen; wenn er meinte es wäre schußrecht, so wars gleich wieder in weiter Ferne, und endlich verschwand es ganz. Nun merkte er daß er tief in den Wald hineingerathen war, nahm sein Horn und blies,

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1837). Göttingen: Dieterich, 1837, Seite 390. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1837_V1_390.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)