Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1837 V1 511.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

im Bette, und die abgeworfenen Bärenfelle lagen auf der Erde. Da gieng er zurück und dachte „wie gut ists, daß ich meinen Zorn bändigte.“

Dem Goldkind aber hatte geträumt er zöge hinaus auf die Jagd nach einem prächtigen Hirsch, und als er erwachte, sprach er zu seiner Braut „nun will ich auf die Jagd.“ Ihr aber war Angst, und sie bat ihn da zubleiben, und sagte „leicht kann dir ein großes Unglück begegnen,“ aber er antwortete „ich soll und muß fort.“ Da stand er auf, und zog hinaus in den Wald, und gar nicht lange, so hielt auch ein stolzer Hirsch vor ihm, ganz nach seinem Traume. Er legte an, und wollte ihn schießen, aber der Hirsch sprang fort. Da jagte er ihm nach, über Graben und durch Gebüsche, und ward nicht müde den ganzen Tag; am Abend aber verschwand der Hirsch vor seinen Augen. Und als das Goldkind sich umsah, so stand er vor einem kleinen Haus, darin saß eine Hexe. Er klopfte an, und ein Mütterchen kam heraus, und fragte „was wollt ihr so spät noch mitten in dem großen Wald?“ Er sprach „habt ihr keinen Hirsch gesehen?“ „Ja,“ antwortete sie, „den Hirsch kenne ich wohl,“ und ein Hündlein, das mit ihr aus dem Haus gekommen war, bellte dabei den Mann so heftig an. „Willst du schweigen, du böse Kröte,“ sprach er, „sonst schieß ich dich todt.“ Da rief die Hexe zornig „was, mein Hündlein willst du mir tödten“ und verwandelte ihn alsbald, daß er da lag wie ein Stein, und seine Braut erwartete ihn umsonst, und dachte „es ist gewiß eingetroffen, was mir so Angst machte, und so schwer auf dem Herzen lag.“

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1837). Göttingen: Dieterich, 1837, Seite 511. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1837_V1_511.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)