Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1840 I 403.jpg

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kamen, so kam auch das Bürle daher, und trieb eine Herde Schafe ruhig ein, und war ganz zufrieden. Da erstaunten die Bauern, und sprachen „Bürle wo kommst du her? kommst du aus dem Wasser?“ „Freilich,“ antwortete das Bürle, „ich bin versunken tief, tief, bis ich endlich auf den Grund kam, ich stieß dem Faß den Boden aus, und kroch heraus, da waren schöne Wiesen, auf denen viele Lämmer weideten, davon bracht ich mir die Herde mit.“ Sprachen die Bauern „sind noch mehr da?“ „O ja,“ sagte das Bürle, „mehr als ihr brauchen könnt.“ Da verabredeten sich die Bauern daß sie sich auch Schafe holen wollten, jeder eine Herde; der Schultheiß aber sagte „ich komme zuerst.“ Nun giengen sie zusammen zum Wasser, da standen gerade am blauen Himmel kleine Flockwolken, die man Lämmerchen nennt, die spiegelten sich im Wasser ab, da riefen die Bauern „wir sehen schon die Schafe unten auf dem Grund.“ Der Schulz drängte sich hervor, und sagte „nun will ich zuerst hinunter, und mich umsehen; wenns gut ist, will ich euch rufen.“ Da sprang er hinein, „plump“ klang es im Wasser. Sie meinten nicht anders, als er riefe ihnen zu „kommt!“ und der ganze Haufe stürzte in einer Hast hinter ihm drein. Da war das Dorf ausgestorben, und Bürle war der einzige Erbe und ein reicher Mann.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1840). Göttingen: Dieterich, 1840, Seite 403. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1840_I_403.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)