Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1843 II 405.jpg

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der Hand, und wollte ihm zeigen wie er hauen müßte, als aber ein mit Lehm beladener Wagen herangefahren kam, warf er die Axt weg, und sprang zu dem Bauer, der neben her gieng. „Ihr seid nicht recht bei Trost,“ rief er, „wer spannt junge Pferde vor einen schon beladenen Wagen? die armen Thiere werden euch auf dem Platz umfallen.“ Der Bauer gab ihm keine Antwort, und Pfriem lief voll Ärger in seine Werkstätte zurück. Als er sich wieder zur Arbeit setzen wollte, reichte ihm der Lehrjunge einen Schuh. „Was ist das wieder?“ schrie er ihn an, „habe ich euch nicht gesagt, ihr solltet die Schuhe nicht so weit ausschneiden? wer wird einen solchen Schuh kaufen an dem fast nichts ist als die Sohle? ich verlange daß meine Befehle unmangelhaft befolgt werden.“ „Meister,“ antwortete der Lehrjunge, „ihr mögt wohl Recht haben, daß der Schuh nichts taugt, aber es ist derselbe, den ihr zugeschnitten und selbst in Arbeit genommen habt. Als ihr vorhin aufgesprungen seid, habt ihr ihn vom Tisch herabgeworfen, und ich habe ihn nur aufgehoben. Euch könnte es aber ein Engel vom Himmel nicht recht machen.“

Meister Pfriem träumte in einer Nacht er wäre gestorben, und befände sich auf dem Weg nach dem Himmel. Als er anlangte und an die Thüre klopfte, öffnete der Apostel Petrus, und wollte sehen wer Einlaß begehrte. „Ach, ihr seids, Meister Pfriem,“ sagte er, „ich will euch wohl einlassen, aber ich warne euch daß ihr nichts tadelt, was ihr im Himmel seht; es könnte euch übel bekommen.“ „Ihr hättet euch die Ermahnung sparen können,“ erwiderte Pfriem, „ich weiß schon was sich ziemt,

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1843). Göttingen 1843, Seite 405. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1843_II_405.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)