Mücke todt. Er sollte ihn heißen in den Brunnen steigen und ihn
reinigen, wenn er unten wäre, wollten sie einen von den Mühlsteinen,
die da lägen, herbei rollen und ihm auf den Kopf werfen,
dann würde er nicht wieder an des Tages Licht kommen. Der Rath
gefiel dem Amtmann, und der Großknecht war bereit in den Brunnen
hinab zu steigen. Als er unten auf dem Grund stand, rollten
sie den größten Mühlstein hinab, und meinten der Kopf wäre ihm
eingeschlagen, aber er rief „jagt die Hühner vom Brunnen weg,
die kratzen da oben im Sand und werfen mir die Körner in die
Augen, daß ich nicht sehen kann.“ Da rief der Amtmann „husch!
husch!“ und that als scheuchte er die Hühner weg. Als der Großknecht
mit seiner Arbeit fertig war, stieg er herauf und sagte „seht
einmal, ich habe doch ein schönes Halsband um,“ da war es der
Mühlenstein, den er um den Hals trug. Der Großknecht wollte
jetzt seinen Lohn nehmen, aber der Amtmann bat wieder um vierzehn
Tage Bedenkzeit. Die Schreiber kamen zusammen und gaben den
Rath er sollte den Großknecht in die verwünschte Mühle schicken
um dort in der Nacht Korn zu mahlen: von da wäre noch kein
Mensch Morgens lebendig herausgekommen. Der Anschlag gefiel
dem Amtmann, er rief den Großknecht noch denselben Abend und
hieß ihn acht Malter Korn in die Mühle fahren und in der Nacht
noch mahlen; sie hättens nöthig. Da gieng der Großknecht auf
den Boden und that zwei Malter in seine rechte Tasche, zwei in
die linke, vier nahm er in einem Quersack halb auf den Rücken,
halb auf die Brust, und gieng also beladen nach der verwünschten
Mühle. Der Müller sagte ihm bei Tag könnte er recht gut da
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1850). Göttingen 1850, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1850_II_030.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)