und sagte „ich weiß schon daß es mein Unglück ist,“ er ließ ihr aber
keine Ruhe bis sie einwilligte. Beim Abschied gab sie ihm noch
einen Wünschring und sprach „nimm diesen Ring und steck ihn an
deinen Finger, so wirst du alsbald dahin versetzt, wo du dich hinwünschest,
nur mußt du mir versprechen daß du ihn nicht gebrauchst,
mich von hier weg zu deinem Vater zu wünschen.“ Er versprach
ihr das, steckte den Ring an seinen Finger und wünschte sich heim
vor die Stadt, wo sein Vater lebte. Im Augenblick befand er sich
auch dort und wollte in die Stadt: wie er aber vors Thor kam,
wollten ihn die Schildwachen nicht einlassen, weil er seltsame und
doch so reiche und prächtige Kleider an hatte. Da gieng er auf
einen Berg, wo ein Schäfer hütete, tauschte mit diesem die Kleider
und zog den alten Schäferrock an und gieng also ungestört in die
Stadt ein. Als er zu seinem Vater kam, gab er sich zu erkennen,
der aber glaubte nimmermehr daß es sein Sohn wäre und sagte
er hätte zwar einen Sohn gehabt, der wäre aber längst todt: doch
weil er sähe daß er ein armer dürftiger Schäfer wäre, so wollte
er ihm einen Teller voll zu essen geben. Da sprach der Schäfer zu
seinen Eltern „ich bin wahrhaftig euer Sohn, wißt ihr kein Mal
an meinem Leibe, woran ihr mich erkennen könnt?“ „Ja,“ sagte
die Mutter, „unser Sohn hatte eine Himbeere unter dem rechten Arm.“
Er streifte das Hemd zurück, da sahen sie die Himbeere unter seinem
rechten Arm und zweifelten nicht mehr daß es ihr Sohn wäre. Darauf
erzählte er ihnen er wäre König vom goldenen Berge und eine Königstochter
wäre seine Gemahlin, und sie hätten einen schönen Sohn
von sieben Jahren. Da sprach der Vater „nun und nimmermehr
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1850). Göttingen 1850, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1850_II_043.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)