es nur hinein,“ sprach der Soldat und hob den Stiefel ein wenig
in die Höhe, „das wird aber nicht genug sein.“ Der Schwarze
leerte das Säckchen, das Gold fiel durch und der Stiefel blieb leer.
„Dummer Teufel,“ rief der Soldat, „es schickt nicht: habe ich es
nicht gleich gesagt? kehrt nur gleich wieder um und holt mehr.“
Der Teufel schüttelte den Kopf, gieng und kam nach einer Stunde
mit einem viel größeren Sack unter dem Arm. „Nur eingefüllt,“
rief der Soldat, „aber ich zweifle, daß der Stiefel voll wird.“ Das
Gold klingelte als es hinab fiel, und der Stiefel blieb leer. Der
Teufel blickte mit seinen glühenden Augen selbst hinein und
überzeugte sich von der Wahrheit. „Ihr habt unverschämt starke
Waden“ rief er und verzog den Mund. „Meint ihr,“ erwiederte der
Soldat, „ich hätte einen Pferdefuß wie ihr? seit wann seid ihr so
knauserig? macht daß ihr mehr Gold herbeischafft, sonst wird aus
unserm Handel nichts.“ Der Unhold trollte sich abermals fort.
Diesmal blieb er länger aus, und als er endlich erschien, keuchte
er unter der Last eines Sackes, der auf seiner Schulter lag. Er
schüttete ihn in den Stiefel, der sich aber so wenig füllte als
vorher. Er ward wüthend und wollte dem Soldat den Stiefel aus
der Hand reißen, aber in dem Augenblick drang der erste Strahl
der aufgehenden Sonne am Himmel herauf und der böse Geist
entfloh mit lautem Geschrei. Die arme Seele war gerettet.
Der Bauer wollte das Gold theilen, aber der Soldat sprach „gib den Armen was mir zufällt: ich ziehe zu dir in deine Hütte und wir wollen mit dem übrigen in Ruhe und Frieden zusammen leben, so lange es Gott gefällt.“
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1850). Göttingen 1850, Seite 519. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1850_II_519.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)