Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1850 I 266.jpg

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Der Hexenmeister hob den Korb auf seinen Rücken und gieng damit fort, er drückte ihn aber so schwer, daß ihm der Schweiß über das Angesicht lief. Da wollte er sich ein wenig ruhen, aber gleich rief eine im Korbe „ich schaue durch mein Fensterlein und sehe daß du ruhst, willst du gleich weiter.“ Er meinte die Braut rief ihm das zu und machte sich wieder auf. Hernach wollte er sich wieder setzen, aber es rief abermals „ich schaue durch mein Fensterlein und sehe daß du ruhst, willst du gleich weiter.“ Und so oft er stillstand, rief es, und da mußte er fort, bis er endlich stöhnend und außer Athem den Korb mit dem Gold und den beiden Mädchen in ihrer Eltern Haus brachte.

Daheim aber ordnete die Braut das Hochzeitfest an und ließ die Freunde des Hexenmeisters dazu einladen. Dann nahm sie einen Todtenkopf mit grinsenden Zähnen, setzte ihm einen Schmuck auf und einen Blumenkranz, trug ihn oben vors Bodenloch und ließ ihn da hinausschauen. Als alles bereit war, steckte sie sich in ein Faß mit Honig, schnitt das Bett auf und wälzte sich darin, daß sie aussah wie ein wunderlicher Vogel und kein Mensch sie erkennen konnte. Da gieng sie zum Haus hinaus, und unterwegs begegnete ihr ein Theil der Hochzeitsgäste, die fragten

„Du Fitchers Vogel, wo kommst du her?“
     „Ich komme von Fitze Fitchers Hause her.“
„Was macht denn da die junge Braut?“
     „Hat gekehrt von unten bis oben das Haus,
und guckt zum Bodenloch heraus.“

Endlich begegnete ihr der Bräutigam, der langsam zurück wanderte.

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1850). Göttingen 1850, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1850_I_266.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)