Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 011.jpg

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abgenommen und in Ehren begraben werden sollte, der Dieb aber dafür hinaufgehenkt.

Die andere Nacht, als der Unschuldige schon in einem christlichen Grab ruhte, gieng der junge Schmied wieder hinaus. Da kam der Geist und schenkte ihm den Stab den er ihm versprochen hatte. Sprach der Schmied „nun will ich in die Welt gehen und den Fürchtemich suchen“.

Es trug sich zu, daß er in eine Stadt kam, wo ein verwünschtes Schloß stand, in das sich nun und nimmermehr jemand wagte. Als der König hörte daß ein Mann angekommen wäre, der nichts fürchte, so ließ er ihn rufen und sprach „wenn du mir das Schloß erlösest, will ich dich so reich machen, daß du deines Reichthums kein Ende wissen sollst“. „O ja“, antwortete er, „recht gern, es muß mir nur einer den Weg zeigen zu dem Schloß“. Sprach der König „ich habe auch keine Schlüssel dazu“. „Die brauch ich nicht“, antwortete er, „ich will schon hineinkommen“. Da ward er hingeführt, und als er vor das vorderste Thor kam, schlug er mit seinem Stab daran, alsbald sprang es auf, und dahinter lagen die Schlüssel zum ganzen Schloß. Er schloß die erste innere Thür auf, und wie sie sich aufthat, kamen ihm die Gespenster entgegen, der eine hatte Hörner auf, der andere spie Feuer, und alle waren kohlschwarz. Da sprach er „was das für Kerle sind! das mögen die rechten Kohlenbrenner sein, die können mit heim gehen und meinem Vater das Feuer zurecht machen“. Und als sie auf ihn eindrangen, nahm er seinen Stab und schlug sie zusammen, jedesmal sechs, packte sie und steckte sie in eine Stube, wo sie sich nicht mehr rühren konnten. Darauf nahm er die Schlüssel wieder in die Hand und schloß die zweite Thüre auf. Da stand ein Sarg und ein Todter lag darin, und neben ihm auf der Erde ein großer schwarzer Pudel, der hatte eine glühende Kette um den Hals. Da gieng er hinzu, schlug mit seinem Stab auf den Sarg und sprach „was liegst du, alter Kohlenbrenner, darin?“ Der Todte richtete sich auf und wollte ihn schrecken, aber er rief ihm zu „gleich heraus mit dir“. Und als der Todte nicht gleich folgte, packte er ihn und steckte ihn zu den andern. Dann kam er wieder und faßte die glühende Kette und wickelte sie um sich und rief „fort mit dir!“ Aber der schwarze Hund wehrte sich und spie Feuer. Da sprach er „kannst du das, so will ich dich umsomehr mitnehmen, du sollst auch meinem Vater helfen Feuer anmachen“.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_011.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)