Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 072.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Plötzlich erhoben vom leisesten Hauch des lispelnden Westwinds
stieg jüngst, leichter als Spreu, Markos zum Äther hinauf.
Und er hätte die Luft mit rauschender Eile durchsegelt,
hätte der Spinne Geweb nicht ihm die Füße verstrickt.
Als er nun hier fünf Tag und Nächte gehangen, ergriff er
einen der Fäden und stieg langsam zur Erde herab.

Noch andere hierher gehörige Sagen sind folgende, einer war so dünnes Leibes daß er durch ein Nadelöhr springen konnte. Ein anderer kroch an einem in der Luft hangenden Spinnegeweb behend hinauf und tanzte künstlich darauf, bis eine Spinne kam, ihm einen Faden um den Hals spann und ihm damit die Kehle zuschnürte. Ein dritter konnte mit seinem Kopf ein Sonnenstäubchen durchbohren und mit dem ganzen Leibe hindurchgehen. Ein vierter pflegte auf einer Ameise zu reiten, es geschah aber, daß ihn die Ameise herabwarf und mit einem Fuße todt trat. Ein fünfter wollte einmal Feuer anblasen und flog (wie in unserm Märchen) mit dem Rauch zum Schornstein hinaus. Ein sechster lag bei einem Schlafenden und wurde, als dieser etwas stark athmete, zum Fenster hinaus getrieben. Endlich ein siebenter war so klein, daß er sich niemand nahen durfte, weil er sonst mit der Luft beim Einathmen in die Nase gezogen wurde.

In Euchar. Eyerings Sprichwörtern (1601) erzählt eine Spinne 1, 198,

Einsmals fieng ich ein Schneider stolz,
der war so schwer als Lautenholz,
der mit eim Schebhut in die Wett
vom Himmel rab her fallen thet.
Er wär auch wohl darinnen blieben,
niemand hat in heraus getrieben:
fiel in mein Garn, drin hangen blieb,
nicht raus kunt komn, war mir nicht lieb:
daß auch der Schebhut ohngefehr
neun Tag ehe rabher kam dann er.

In einem östreichischen Volksbuche, der daumenlange Hansel mit dem ellenlangen Barte (Linz 1815), so modern es übrigens ist, kommen noch einige echte Züge vor. Er steckt mit seinem Vater und Mutter in dem hohlen Zahn eines Wallfisches (s. unten das serbische

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_072.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)