Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 087.jpg

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Häspelchen an, wenn sie ihn heirathen wolle, und da ihr Lust zu beiden allzugroß ist, so sagt sie ja. Bald aber kommt die Reue, und der Stolz läßt ihr keine Ruhe. Sie will ihr Wort zurücknehmen, doch der König zwingt sie, und die Hochzeit wird gefeiert. Nun führt sie der Spielmann in das armselige Waldhaus; das übrige stimmt mit unserm Märchen und ergänzt es. Auf dem Ball, als der Topf mit dem Essen zur Erde fällt, sinkt sie vor Schrecken ohnmächtig nieder. Beim Erwachen liegt sie in einem prächtigen Bett, und der schöne Spielmann ist ein König. Eine vierte Erzählung hat folgendes eigenthümliche, die Königstochter läßt bekannt machen sie wolle dem ihre Hand geben, der errathen könne von welchem Thier und welcher Gattung eine ohne Kopf und Füße ausgespannte Haut sei; sie war aber von einer Wölfin. Bröselbart erfährt das Geheimniß, räth mit Fleiß fehl und kommt dann als Bettler verkleidet wieder, um recht zu rathen. Vergl. bei Pröhle Kindermärchen Nr. 2. Im Pentamerone (4, 10) der bestrafte Hochmuth. Norwegisch Hakon Borkenbart bei Asbjörnsen Thl. 2.

Drosselbart heißt auch Bröselbart, weil die Brotbröseln vom Essen in seinem Bart hängen blieben; in einem Lied von Nithard kommt ein Brochselhart vor (Benecke Beiträge S. 291), vielleicht Brochselbart? Die beiden Namen liegen sich zwar zur Verwechslung nah, denn bei Ulfilas heißt ein Brosen drauhsna; man darf aber Drosselbart ebenwohl von Drossel, Drüssel, Rüßel, Maul, Nase oder Schnabel herleiten, wozu das Märchen sich gleichfalls schickt.


53.
Sneewitchen.

Nach vielfachen Erzählungen aus Hessen, wie überhaupt dieses Märchen zu den bekanntesten gehört, doch wird in Gegenden, wo bestimmt hochdeutsch herrscht, der plattdeutsche Namen beibehalten oder auch verdorben in Schliwitchen. Im Eingang fällt es mit dem Märchen vom Machandelbaum zusammen, noch näher in einer andern Erzählung, wo sich die Königin, indem sie mit dem König auf einem Jagdschlitten fährt, einen Apfel schält und dabei in den Finger schneidet. Noch ein anderer Eingang ist folgender, ein Graf und eine Gräfin fuhren an drei Haufen weißem Schnee vorbei, da sagte

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_087.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)