Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 095.jpg

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worin schöne Kirschen hängen, bekommt ein Gelüsten, steigt ein und ißt davon; aber ein schwarzer Mann kommt aus der Erde, und sie muß ihm für den Raub ihr Kind versprechen. Als es geboren ist, dringt er durch alle Wachen die der Mann ausgestellt hat, und will der Frau nur dann das Kind lassen, wenn sie seinen Namen weiß. Nun geht der Mann nach, sieht wie er in eine Höhle steigt, die von allen Seiten mit Kochlöffeln behangen ist und hört wie er sich Flederflitz nennt. In den Märchen der Carol. Stahl S. 85 das Stäbchen. Bei Müllenhoff Nr. 8 heißt das Männchen Rümpentrumper, bei Kletke Märchensaal Nr. 3 Hopfenhütel, bei Zingerle Nr. 36 Purzinigele und S. 278 Kugerl, Hipche Hipche bei Pröhle Kindermärchen Nr. 23 und Bechstein in dessen Märchen für die Jugend Nr. 20; vergl. Colshorn S. 83. Schwedisch bei Cavallius S. 210. Schon Fischart kann das Alter dieses Märchens bezeugen, im Gargantua (Cap. 25), wo die Spiele verzeichnet werden steht (unter Nr. 363) ein Spiel „Rumpelestilt oder der Poppart“. Man sagt jetzt auch „Rumpenstinzchen“. Die Unterirdischen führen Namen, die bei den Menschen nicht im Gebrauch sind, daher das Männchen ganz sicher zu sein glaubt, als es die Bedingung stellt, seinen Namen zu errathen. So heißt ein solcher (Müllenhoff Sagen S. 306 und 578) Knirrficker und Hans Donnerstag, und sie verrathen sich dadurch. Ein unserm Märchen ähnliches ist eingeflochten in die chatte blanche der Aulnoy (Nr. 19). Auch gehört hieher das französische Ricdinricdon in der Tour tenébreuse der Mlle L’heretier, wonach eine dänische gedruckte Bearbeitung, en smuk Historie om Rosanie … tjent ved Fandens Hielp for Spindepige (Nyerup Morskabsläsning S. 173).

In vielen deutschen Märchen kommen Müller und Müllerstochter vor, das gegenwärtige aber erinnert ganz sonderlich an die nordischen Fenia und Menia, die alles was man haben wollte, mahlen konnten, und die der König Frode Frieden und Gold mahlen ließ. Das Spinnen des Goldes kann auch die schwere kummervolle Arbeit Golddraht zu verfertigen andeuten, welche armen Jungfrauen überlassen blieb; so heißt es im altdänischen Lied, Kämpe Viser S. 165, V. 24

nu er min Sorg saa mangefold,
som Jongfruer de spinde Guld.

Vergl. Wolfdietrich Str. 89 und Iwein 6186–6198.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_095.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)