Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 096.jpg

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Das aufgegebene Errathen des Namens kommt ebenso in einer dänischen Sage vor (Thiele 1, 45), wo einer einem Trold muß Herz und Augen geben für geleistete Dienste, wenn er nicht seinen Namen weiß. Er belauscht aber das Weib des Trolds, wie sie das Kind tröstet und sagt „morgen kommt dein Vater!“ und ihn dabei nennt. Ferner in der Sage von der Turandot (in dem 1001 Tag). Calaf hat alle ihre Räthsel gelöst, will sich aber doch seines Rechts wieder begeben, wenn sie seinen Namen errathen könne. Eine ihrer Jungfrauen geht listig zu ihm und erzählt von der grausamen Unmenschlichkeit der Turandot, die ihn wolle ermorden lassen, weil sie sein Räthsel nicht rathen könne. Da ruft er unvorsichtig aus „o unglückseliger Sohn des Timurtas, o beklagenswerther Calaf!“ So erfährt Turandot seinen Namen. In einer schwedischen Volkssage vom hl. Olaf liegt es daran den Namen eines Geistes auf diese Art heraus zu bringen; s. Gräters Iduna 3, 60. 61. Das Abfordern des Kindes greift in sehr viele Mythen ein.


56.
Der Liebste Roland.

Aus Hessen, in einer andern gleichfalls hessischen Sage wird das Märchen mit dem von Hänsel und Grethel (Nr. 15) verbunden. Die Hexe will das Hänsel, weil es fett ist, tödten und kochen, aber Grethel befreit es, und die Kinder laufen fort, vorher speit aber Grethel vor den Feuerherd. Wie nun die Hexe ruft „ist das Wasser bald heiß?“ antwortet die Speie „jetzt hol ichs“, und hernach „jetzt kocht es“ und „jetzt bring ichs“, und jedesmal schläft die Alte ein bischen dazwischen. Beim letzten Ruf aber, wo die Speie vertrocknet war, erhält sie keine Antwort, da steht sie auf und wie sie die Kinder nicht findet, so thut sie ihre Schlittschuhe an und läuft ihnen nach, aber das Mädchen hat sich in einen Teich, sein Brüderchen in eine Ente verwandelt, die darauf schwimmt. Die Hexe will den Teich aussaufen, aber sie platzt von dem Wasser und bleibt todt liegen. Die beiden nehmen ihre menschliche Gestalt an und gehen nach Haus.

Übereinstimmung hat unser Märchen mit dem Fundevogel (Nr. 51), der Wassernix (Nr. 79) und den beiden Königskindern (Nr. 113). Die letzte Verwandlung, wo die Stiefmutter durch Tanzen in der Dornhecke umkommt, erinnert an den Jud im

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_096.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)