Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 108.jpg

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Bauern alle nachspringen. In dem Märchen vom Bauer Kibitz, welches Büsching S. 296 mittheilt, sind wieder einige Züge verschieden. Kibitz läßt seine Frau von den Bauern todt schlagen und setzt sie dann mit einem Korb voll Früchte an ein Geländer, wo sie ein Bedienter, dem sie keine Antwort gibt, als er für seine Herrschaft bei ihr einkaufen soll, ins Wasser stürzt; dafür erhält Kibitz den Wagen worin diese gefahren ist, mit allem Zubehör. Das Gelderpressen durch bloßes Lärmen gehört auch zu den Listen des Gonella (Flögel Gesch. der Hofnarren S. 309). In dem zu Erfurt 1794 gedruckten Volksbuch „Rutschki oder die Bürger zu Quarkenquatsch“, sind verschiedene Züge aus diesem Märchen benutzt, das Erkaufen des alten Kastens, worin der Liebhaber steckt, durch die Kuhhaut (S. 10), das Ausstellen der todten Frau. Rutschki gibt ihr Butter in den Schooß und setzt sie auf den Brunnenrand, der Apotheker, der ihr abkaufen will, aber keine Antwort bekommt, rüttelt sie und stürzt sie hinunter, dafür muß er dem Rutschki tausend Thaler bezahlen (S. 18. 19). Der Betrug an dem Schäfer zuletzt ist wieder ganz verschieden, Rutschki ist zum Tod verurtheilt und wird, in einen Kleiderschrank eingeriegelt, hinaus zu dem Teich getragen, weil dieser aber zugefroren ist, lassen sie ihn darauf stehen und wollen erst Äxte holen, um ein Loch ins Eis zu hauen. Wie sie fort sind, hört Rutschki einen Viehhändler vorbei ziehen und ruft „ich trinke keinen Wein! ich trinke keinen Wein! mich durstet nicht!“ der Viehhändler fragt was er vorhabe, Rutschki läßt sich aufriegeln und erzählt er sei zum Burgemeister erwählt, das Amt nähm er gern, denn es sei wenig Arbeit und fünfhundert Thaler Besoldung dabei: dagegen die Sitte, daß jeder Burgemeister beim Antritt seine Amts einen Becher mit Burgunder austrinke, wolle er durchaus nicht mitmachen, er trinke keinen Wein. Da hätten sie ihn herausgesetzt, daß er Frost und Durst nach einem feurigen Trank bekommen sollte; es helfe ihnen aber alles nichts, er trinke doch nicht. Der Viehhändler trägt einen Tausch gegen seine Herde an, er legt sich in den Schrank, Rutschki riegelt zu, die Bauern kommen, hauen ein Loch und lassen den Schrank hinab. Wie sie zurückkommen, begegnet ihnen Rutschki mit dem Vieh und sagt er habe es auf dem Grund des Teichs gefunden, da sei ein schönes Sommerland. Nun stürzen sich alle in das Wasser (S. 22. 23). Eine andere Überlieferung theilt H. Stahl im Mitternachtblatt 1829 Nr. 35. 36 mit. Der arme Bauer heißt Hick und wohnt zu

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_108.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)