Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 109.jpg

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Lieberhausen in der Grafschaft Gimbornneustadt. Aus Armuth muß er seine einzige Kuh schlachten und geht die Haut in Cöln zu verkaufen. Unterwegs regnets, er hängt die Haut über sich, die blutige Seite nach Außen gewendet. Ein Rabe stürzt darauf und will fressen: Hick fängt ihn behutsam und nimmt ihn mit in die Stadt. Zu Cöln erzählt er das Abenteuer im Wirthshaus. Er kneift den Raben in den Schwanz und läßt ihn wahrsagen. Der Wirth kauft den Wahrsager theuer ab. Hick erzählt seinen Nachbarn Kuhhäute seien in Köln entsetzlich theuer. Die Lieberhäuser schlachten nun alle ihre Kühe und lösen nichts aus den Häuten. Aus Rache stecken sie den Hick in eine Tonne und rollen ihn in den Rhein, doch am Ufer wird erst in einem Wirthshaus angehalten. Hick schreit im Faß „ick sollte to Cöllen Bischop sin!“ ein Schäfer übergibt ihm seine Herde und nimmt seine Stelle im Faß ein. Hick treibt die Herde nach Haus und sagt den Lieberhäusern er habe sie im Rhein gefunden, im Grund des Flusses sei alles voll. Hick gibt den Rath einer solle hineinspringen und wenn er die Schafe gefunden habe, wieder in die Höhe kommen und beide Arme zum Zeichen aus dem Wasser strecken. Sie folgen seinem Vorschlag und als einer hinabgesprungen ist und, eh er ertrinkt, die Arme in die Höhe streckt, so springen sie plump! plump! alle nach. Manches eigenthümliche haben zwei Märchen aus Tirol bei Zingerle S. 5 und 419, ein anderes in Pröhles Märchen für die Jugend Nr. 15 und zwei wieder verschiedene bei Müllenhoff Nr. 23 und 24, die den Inhalt des lateinischen Unibos aus dem 11. Jahrhundert (Jac. Grimm Latein. Gedichte S. 354 und Anmerkung 382) am vollständigsten wiedergeben. Verwandt ist der walachische Bakala bei Schott Nr. 22.

Einzelne Schwänke werden besonders erzählt. Bartoldo bewegt einen Wächter den Sack worin er gefangen liegt, zu öffnen und an seiner Stelle hineinzukriechen, indem er ihm weiß macht er sei bloß hinein gesteckt worden, weil er ein schönes Mädchen nicht habe heirathen wollen; s. Hagens Einleitung zum Morolf S. 19. Ähnliches auch in dem irischen Märchen von Darby Duly (K.v.K. 2, 23). Der Schwank vom Bürle, dem Müller, der Müllerin und dem Pfaffen findet sich schon in dem altd. Gedicht der kündige kneht (Wiener Hs. 428 Nr. 62). Der Knecht erzählt ein Märchen von einem Wolf und wendet es geschickt auf die verborgenen Schafe an. Dann bei Eyering (2, 430) und bei Burkard Waldis. Verwandt ist der alte

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_109.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)