Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 113.jpg

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Bett legen und mit einem scharfen Schwert gerade durchs Herz schneiden: es knackt und eine Jungfrau liegt da, die an Schönheit die Bräute der Brüder weit übertrifft. Ferner, der Vater gibt jedem der drei Söhne einen Apfel, wer den seinen am weitesten wegwirft, soll das Reich erben. Der Apfel des jüngsten fliegt am weitesten, weil er aber gar zu dumm ist, will der Vater ihm das Recht nicht lassen und verlangt zwanzig Steigen Leinwand in einer Nußschale. Der älteste reist nach Holland, der zweite nach Schlesien, wo feine Leinwand sein soll, der dritte, der dumme, geht in den Wald, da fällt eine Nußschale von einem Baum, worin die Leinwand steckt. Danach verlangt der Vater einen Hund, so klein daß er durch seinen Trauring springen kann, dann drei Zahlen Garn, die durch ein Nadelöhr gehen; alles bringt der Dummling. Oder auch, der soll des Königs Gut erben, der den schönsten Geruch mitbringt, der Dumme kommt vor ein Haus, da sitzt die Katze vor der Thür und fragt „was bist du so traurig?“ „Ach, du kannst mir doch nicht helfen!“ „Nun hör einer! sag nur was dir fehlt“. Die Katze verschafft ihm dann den besten Geruch. Wiederum ist die Einleitung mannigfach, der Vater jagt den dummen Hans fort, weil er gar zu dumm ist. Er geht an des Meeres Gestade, setzt sich hin und weint. Da kommt die Kröte die eine verzauberte Jungfrau ist, mit der springt er auf ihr Geheiß ins Wasser, ringt mit ihr und erwirbt sich das Reich, indem sie ihre schöne menschliche Gestalt dadurch wieder gewinnt. Damit ist die Schlangenjungfrau in den deutschen Sagen (1, 13) zu vergleichen. In der Braunschw. Sammlung steht das Märchen S. 271–286, in der büschingischen (S. 268) von der Padde, bei Zingerle S. 348. Bei der Aulnoy la chatte blanche (Nr. 19). Auch in Schweden wird es erzählt (s. unten), bei Cavallius S. 300, norwegisch bei Asbjörnsen S. 160, polnisch bei Lewestam S. 101, albanesisch bei Hahn 2, 166. 167, serbisch bei Wuk Nr. 11.

Über das Federaufblasen, denen man nachgeht, sind die Altd. Wälder 1, 91 nachzusehen. Aventin bair. Chronik S. 98b sagt „es ist auch sonst ein gemein Sprichwort vorhanden, das gemeinlich diejenigen brauchen, so fremde Land bauen wollen oder sollen, ich will ein Feder aufblasen, wo dieselbig hinaus fleugt, will ich nachfahren“. Ja man sagt noch heut zu Tag in Hessen „wo wird der seine Feder hinblasen?“ wohin wird er ziehen? Vergl. auch Völundurs Lied, wo der eine

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_113.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)