Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 129.jpg

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Erzählung, das Hähnl lauft zum Brunnl, sagt „ach, Brunnl, gib mir ein Wässerl, daß mein Hähnl nicht erstickt“. Wässerl sagt „geb dir kein Brunnel, bis du zum Lindl gehst und bringst mir ein Blättl“. Das Lindl sagt „geb dir kein Blättl, bis du zum Bräutl gehst und bringst mir ein Bändl“. Bräutl sagt „geb der dir kein Bändel, bis du zum Säul gehst und bringst mir ein Bürstel“. Säul sagt „geb dir kein Bürstl, bis du zum Müller gehst und bringst mir ein Kleil“. Müller sagt „geb dir kein Kleil, bis du zum Bäurl gehst und bringst mir ein Knödel (Klos)“. Da gibt der Bauer ein Knödel. Nun befriedigt es alle, kommt aber mit dem Wasser zu spät und weint sich todt auf dem Grab. Noch eine andere Erzählung, als Hühnchen soll begraben werden, steigen alle befreundeten Thiere, Löwe, Wolf, Fuchs u. s. w. auf den Wagen. Als er abfahren soll, kommt noch der Floh und bittet um Aufnahme, er sei klein und leicht und werde den Wagen nicht beschweren. Aber das Gewicht war erschöpft und der Wagen versinkt in den Sumpf. Erzählungen aus Schwaben bei Meier Nr. 71 und 80, aus Holstein bei Müllenhoff Nr. 30, aus Siebenbürgen bei Haltrich Nr. 44, aus Norwegen bei Asbjörnsen S. 98. Ueber Hahnenberg und Hahnensumpf hat man eine dänische Volkssage (Antiquariske Annaler 1, 331).


81.
Bruder Lustig.

Einzelne Theile dieser Sage werden auch wieder für sich als besondere Märchen erzählt, und die Zusammenreihung weicht fast immer mehr oder weniger ab. Wir sind hier einer Erzählung gefolgt, welche zu Wien von Georg Paßy aus dem Munde einer alten Frau aufgefaßt wurde und die vollständigste und lebendigste ist; bloß nach einer zwar übereinstimmenden, nur viel geringhaltigern aus Hessen ist der dort fehlende Zug aufgenommen, daß der Bruder Lustig, nachdem er das Herz gegessen, von dem Apostel Petrus durch das Wasser versucht wird, das jenem bis zu dem Mund geht und ihn doch nicht zum Geständnis bringt. Noch ist aus dieser anzumerken daß der Soldat einen leeren Grund, warum das Lamm kein Herz habe, anführt, nemlich es sei ein schwarzes Lamm gewesen. Die Arnimische Handschr. von Meistergesängen enthält (Nr. 232) ein hierher gehöriges Gedicht

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_129.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)