Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 156.jpg

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jedesmal löst. Schön ist hier daß die Unglückliche durch die Welt zieht und die ganze Natur um Beistand bittet, endlich auch die Gestirne, die in alten Formen und Sprüchen reden. Ihre Thätigkeit und Mitgefühl erscheint auch in der Erzählung von der Eva in Rudolfs Weltchronik (Cass. Hdschr. Bl. 21a). Sie bittet Sonne und Sterne, wenn sie zum Orient kommen, dem Adam ihre Noth zu sagen und sie vollbringen es. Wie das Mädchen bei Sonne, Mond und Wind Hilfe sucht, so sucht in einem ungarischen Märchen (Molbechs udvalgte Eventyr Nr. 14) der dem seine Frau geraubt ist, erst bei dem Sonnenkönig, dann bei dem Mondkönig, endlich bei dem Sternenkönig Beistand, und Ähnliches erzählt ein serbisches Märchen bei Wuk Nr. 10. Auch sind in dieser Beziehung Rhesas litthau. Volkslieder nachzusehen S. 291. Die Federn und die herabfallenden Blutstropfen erinnern an den Volksglauben von den Federnelken, deren eine Gattung im Herzen einen dunkeln Purpurflecken hat, das, sagt man, sei ein Tropfen Blut welchen der Heiland vom Kreuz habe hineinfallen lassen. Ferner, die Federn sollten den Weg weisen, der Blutstropfen wohl die Gedanken an den Verzauberten erhalten, und so führt es zu der Sage von den Blutstropfen, über welche Parcifal nachsinnt, und die ihm seine Frau ins Gedächtniß rufen; s. altd. Wälder Bd. 1, 1. Rosen im Winter erinnern an ein Lied des Kuhländchens, wo auch drei Rosen an einem Zweig gewachsen, blühend zwischen Weihnachten und Ostern verlangt werden (Meinert I. 95): das Hegen und Brechen der Blumen an die Rosengärten der Zwerge, die von muthwilligen Helden zertreten werden, wofür die Zwerge schwere Strafe fordern.


89.
Die Gänsemagd.

Aus Zwehrn. Dies schöne Märchen stellt die Hoheit der selbst in Knechtsgestalt aufrecht stehenden königlichen Geburt mit desto tiefern Zügen vor je einfacher sie sind. Was ihr die Mutter zum Schutz mitgab (aus den Blutstropfen sprechen auch sonst noch Stimmen s. der liebste Roland Nr. 56. Vergl. auch Cl. Brentano’s Gründung Prags S. 106 und Anmerk. 45.) hat sie unschuldig verloren

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_156.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)