Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 169.jpg

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Drachenstein erwirbt; sogar die Wünschelruthe des Horts (Nibelungen 1064) kommt hier als Wunschring vor. In seiner Verkleidung als Schäfer, wodurch er unerkannt eingehen kann, noch bestimmter hernach in seiner Unsichtbarkeit durch den Mantel in seiner Verwandlung in eine Fliege (wie Loki sich verwandelt, auch der indische Hanuman dringt so zur Sita, Polier 1, 350) erscheinen die unsichtbar machenden Kräfte der Tarnhaut (Nibel. 337) und die Vertauschung der Gestalt in der nordischen Sage. Am merkwürdigsten ist die fast ganz mit der alten dunkeln übereinstimmende und sie aufklärende, umständlichere (Nibel. 88–96) Erzählung von der Theilung des Schatzes; dort sind, wie hier, Nibelungs Recken uneinig und rufen ihn als Schiedsmann herbei. Der Wunderdegen ist das herrliche Schwert Balmung. Er bekommt es gleichfalls voraus und geht nun, ohne zu theilen, mit dem erworbenen fort. Jene Wunderkraft des Schwerts ist bedeutend, denn wie alle Köpfe vor ihm fallen, so erstarren alle Lebendige vor dem Aegirshelm (Hildegrein), der nach der nordischen Sage ebenfalls zu dem Hort gehörte. In seinem Verhältnis zur Königin scheint auch das mit Brünhild durch; sie weiß, wie in der nordischen Sage, daß er unglücklich wird, wenn er von ihr geht, und ihre Verbindung mit ihm hat etwas geheimes. Sie entdeckt es unbesonnen, wie Siegfried der Kriemhild den früher gewonnenen Gürtel Brünhildens gegeben hat (Nibel. 793), und daraus entsteht Unglück, so wie ihre zweite Vermählung (mit Günther) vorkommt. Er ist ihr „Erlöser“, den sie hernach doch verderben will. Wie er hier die Geister besiegt, ist er in der nord. Sage durch die Flammen geritten, in der Wilk. Sage (Cap. 148) sprengt er blos gewaltsam die Thore; er war vom Schicksal dazu bestimmt und erwartet.


93.
Die Rabe.

Aus der Leinegegend. Eine andere im einzelnen abweichende Erzählung bei Zingerle S. 239. Auch hier kommt die Befreiung der Brünhild vor. Zuerst wie in dem vorigen (doch aus einer ganz andern Quelle geflossenen) Märchen der Zank der Riesen über ihre Schätze, nur nicht so deutlich. Das goldne Schloß auf dem Glasberg

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_169.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)