Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 210.jpg

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dem goldnen Rädchen, die Königin sieht von oben zu und will das Rädchen haben. Das Mädchen verlangt dafür eine Nacht neben dem Schlafzimmer des Königs zubringen zu dürfen. Da singt es nun, als der König im Bett liegt,

„Denkt der König Schwan
nicht an seine versprochene Braut Julian?
die ist gegangen durch Sonne, Mond und Stern,
durch Löwen und durch Drachen:
will der König Schwan denn gar nicht erwachen?“

Aber der König hört es nicht, weil ihm die listige Königin einen Schlaftrunk gemischt hatte. Das Mädchen gibt für die zweite Nacht seine Spindel und für die dritte seinen goldenen Haspel; weil es aber den Betrug gemerkt hat, so bittet es den Diener diesmal dem König den Schlaftrunk mit einem andern zu vertauschen. Als es nun wieder zu singen anfängt, hört es der König, erkennt die Stimme des Mädchens, und am andern Morgen läßt er sich von seiner bisherigen Gemahlin scheiden, schickt sie zu ihrem Vater zurück und vermählt sich mit dem treuen Mädchen das ihn erlöst hat. Diese Erzählung enthält den Theil des Märchens, in welchem es mit dem Löweneckerchen (Nr. 88) und mit dem Schluß der beiden Königskinder (Nr. 113), auch mit Pintosmauto im Pentamerone (5, 3) verwandt ist. Dagegen enthält eine andere, aus den Maingegenden, auf abweichende Art den Eingang unseres Märchens. Ein König verirrt sich auf der Jagd, ein kleines weißes Männchen erscheint und zeigt ihm den Weg, wofür er diesem seine jüngste Tochter verspricht. „In acht Tagen“, ruft es beim Abschied, „komm ich und hol meine Braut“. Den König reut das in der Angst gegebene Versprechen, als der bestimmte Tag kommt, wird die Kuhhirtentochter, mit königlichen Kleidern angethan, in das königliche Zimmer gesetzt. Ein Fuchs kommt und spricht zu ihm „setz dich auf meinen rauhen Schwanz, hurleburlebutz! hinaus in den Wald“. Das Mädchen folgt und der Fuchs trägt es auf seinem Schwanz hinaus. Wie sie auf einen grünen Platz kommen und die Sonne hübsch warm scheint, spricht er „steig ab und laus mich“. Das Mädchen gehorcht. Bei der Arbeit spricht es „gestern um die Zeit wars schöner im Wald“. „Wie bist du in den Wald gekommen“ spricht der Fuchs. „Ei, da hab ich meinem Vater die Kühe gehütet.“ „Also bist du nicht die

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_210.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)