Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 214.jpg

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„Wo ist die Schwester Kieseltraut?“
„Sie ist im Garten und hackt das Kraut“.
„Wo ist die Katherliese?“
„Sie ist im Hanf und pflückt Radiese“.

Hernach geht die Mutter zu der Gevatterin und spricht „guten Tag, Frau Gevatterin“. „Schönen Dank, Frau Gevatterin, wo will sie hin?“ „Noch Witzenhausen (in Hessen), Frau Gevatterin.“ „Was will sie da machen, Frau Gevatterin?“ „Rosmarin holen, Frau Gevatterin“. „Was will sie damit machen, Frau Gevatterin?“ „Weiß sie nicht daß meine Tochter eine Braut ist, Frau Gevatterin?“ „Wen hats denn, Frau Gevatterin?“ „Rath sie einmal, Frau Gevatterin“. „Einen Doctor?“ „Viel besser“. „Einen Professor?“ „Noch besser“. „Wohl gar einen Besenbinder?“ „Sie hats gerathen“. „Was kriegts alle mit, Frau Gevatterin?“ „Eine Metze Hotzeln, eine Metze Schnitzeln, einen Bieterwamsrock, Schürzenfleckeln, einen Heller an baarem Geld. Ists nicht genug, Frau Gevatterin? kostet eine Tochter nicht viel, wenn sie heirathen thut?“ Auch hat man in Bremen noch den Reim

„Bürstenbinders Tochter und Besenbinders Sohn,
die haben sich versprochen, sie wollen einander hon.“
Die Mutter kam gelaufen und schrie im Laufen laut
„Victoria! Victoria! meine Tochter ist ’ne Braut!
und wenns erst zusammen sind und haben dann kein Haus,
so setzens sich ins Körbel ein und gucken oben heraus.“

In dieser Weise abgefaßt ist auch ein Volkslied aus dem Kuhländchen bei Meinert 1, 241. Noch ist zu vergleichen Kuhn Nr. 2.


132.
Der Fuchs und das Pferd.

Aus Münster. Verwandt ist das Ganze mit dem Märchen vom alten Sultan (Nr. 48). Hierher gehört auch die 7te Fabel von dem Wolf und dem Esel in den Extravaganten bei Steinhövel (1487 Bl. 50. 51), abgedruckt im Reinhart Fuchs 424.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_214.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)