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140.
Das Märchen vom Hausgesinde.

Aus dem Paderbörnischen. Die vielerlei Abweichungen dieses alten Märchens (gleichsam ein Gespräch mit dem Widerhall) anzuführen, würde hier zu weitläuftig sein, noch unpassender die meistentheils in die alte Sprache und Fabel reichenden, immer sehr poetischen Namen zu erklären. Der Hel (Hölle) Saal heißet in der Edda Eliud, ihr Tisch Hungur, ihr Messer Sultur, ihr Knecht Gangläti, ihre Magd Ganglöt, ihre Schwelle Fallandiforrad, ihr Bett Kaur, ihre Decke Blikandibaul, ihr Acker Hnipinn. In der Gothreks Sage sind andere bedeutsame Familiennamen, der Vater Skapnartungur, die drei Söhne Fiolmodi, Ymsigull, Gillingr, die Mutter sammt den drei Töchtern Totra, Snotra, Hiotra, Fiotra und in einer andern Sage der Mann Stedie, die Frau Brynia, die Tochter Smidia, der Sohn Thöllur; man findet in den mythischen Geschlechtsnamen lauter Verwandtschaften. So zählt Vidrich im Lied von Riese Langbein Str. 8. 19. 20 die Namen von Vater, Mutter, Schild, Helm, Schwert und Pferd auf. In einem altdeutschen Gedicht vom Hausrath heißt der Hund Grin, die Katze Zise, der Knecht Wise, das Pferd Kerne, die Magd Metze. Musäus (Volksm. 5, 130) hat aus einem Volkspilgerlied folgende schöne Stelle aufbehalten, „aus welcher Gegend kommt ihr?“ „Von Sonnenaufgang“. „Wohin gedenkt ihr?“ „Nach Sonnenniedergang“. „In welches Reich?“ „In die Heimath“. „Wo ist die?“ „Hundert Meilen ins Land hinein“. „Wie heißest du?“ „Springinsfeld grüßt mich die Welt, Ehrenwerth heißt mein Schwert, Zeitvertreib nennt sich mein Weib, Spätestagt ruft sie die Magd, Schlechtundrecht nennt sich der Knecht, Sausewind tauft ich mein Kind, Knochenfaul schalt in den Gaul, Sporenklang heißt sein Gang, Höllenschlund lock ich den Hund, Wettermann kräht (heißt) mein Hahn, Hupfinsstroh heißt mein Floh. Nun kennst du mich mit Weib und Kind und allem meinem Hausgesind“. Mit einigen Abweichungen in den von F. Pocci und Karl von Raumer herausgegebenen Kinderliedern S. 10. 11, „Widewidewenne heißt meine Putthenne, Kannnichtruhn heißt mein Huhn, Wackelschwanz heißt meine Gans, Schwarzundweiß

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_223.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)