Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 256.jpg

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eine Auffassung des 13ten Jahrhunderts, wo der listige Fuchs von dem kleinen Krebs betrogen wird. Der Fuchs sieht den Krebs im Grase liegen und spottet seines langsamen Ganges, „wann wollt ihr über die Wiese kommen? Ihr könnt besser rückwärts als vorwärts gehen.“ Der Krebs antwortet stolz er könne besser als die Götter laufen, und bietet ihm einen Wettlauf von einer Meile an, von Lune bis Toskan. Der Fuchs willigt ein, und es wird ein Pfand gesetzt. Der Krebs will etwas voraus geben und hinter dem Fuchs laufen. Dieser kehrt ihm also den Hintertheil zu, und der Krebs packt seinen Gegner, ohne daß dieser es merkt, mit der Scheere an den Schwanz. Der Fuchs läuft was er kann, und als er am Ziel angelangt ist, kehrt er sich um und ruft „wo ist nun der Krebs.“ Dieser der vor ihm steht, antwortet „da bin ich, wie seid Ihr so langsam gelaufen.“ Damit hat der Fuchs die Wette verloren. Wenig abweichend ist eine märkische Sage bei Kuhn S. 243, nur der Schluß wird etwas verschieden erzählt, der Krebs, als sie an dem Ziele nahe sind, kneipt den Fuchs in den Schwanz, so daß dieser wüthend um sich schlägt und jener an das Ziel geschleudert wird, der jetzt als Sieger „Krebsjuchhe!“ schreit. An der Stelle ward nachmals ein Dorf gebaut, das den Namen Krebsjuchhe erhielt, woraus späterhin Krebsjauche entstanden ist. Hier ist das Sprichwort „der Krebs will einen Hasen erlaufen“ anzuführen, das Eyering 2, 447 anführt. Diesem nahe steht wieder ein wendisches Märchen bei Leop. Haupt 2, 160. Der Fuchs kommt zu einem Teich und will trinken. Ein Frosch quackt ihn an und der Fuchs droht „geh weg, oder ich verschlinge dich.“ „Nicht so hochmütig“, erwidert der Frosch, „ich bin hurtiger als du.“ Der Fuchs lacht ihn aus und spricht „wir wollen in die Stadt laufen, da wird es sich zeigen.“ Der Fuchs kehrt sich um und der Frosch springt in seinen Schwanz. Reinhart fängt nun an zu laufen, als er nahe beim Thor ist, dreht er sich um und will sehen ob der Frosch nachkomme: in dem Augenblick springt dieser von dem Schwanz herab und in das Thor hinein. Als der Fuchs sich wieder umgekehrt hat und in das Thor kommt, sitzt der Frosch schon am Ziel und ruft ihm zu „bist du endlich da? ich bin schon auf dem Heimweg und dachte du würdest gar nicht kommen.“

Mit einer andern, aber guten Wendung erzählt Burkard Waldis im Esopus S. 172b (Buch 3, Fab. 70) und daraus Eyering

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_256.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)